Den einst zu Schiff vom Festland Kommenden musste Venedig durch seine bauliche Situation inmitten der Lagune einer Fata Morgana oft ähnlicher erschienen sein als der Festigkeit von wirklich Gebautem. Seine Basis hat La Serenissima – die Allerdurchlauchtigste – im eigenen Spiegelbild, kaum in fester Erde. So war Venedig, das zuweilen schwerelos zu schweben und nur aus Farben und Mustern zu bestehen scheint, in künstlerischen Dingen ein Sonderweg vorbestimmt: Seit etwa 1500 wurden die Farbpalette venezianischer Maler immer toniger und glühender und ihre Bilder atmosphärischer, sodass sich die malerische Weltsicht im Licht oft wie verzaubert darstellt.

Zur selben Zeit entstanden in Venedig Meisterwerke der Zeichnung und Druckgraphik von unverwechselbarer Mentalität. In ihnen melden sich die Maler meist noch unmittelbarer zu Wort, als in den repräsentativen Gemälden, werden leisere Töne angeschlagen, die oft zarteren Melodien folgen, klingt nicht selten Privates voll menschlicher Wärme durch und kommt Melancholisch-Tiefsinniges zum Ausdruck, das sich in verschlüsselten Botschaften an eine humanistisch gebildete Klientel wendet: Grund genug, diesen Werken aus dem reichen Bestand der Staatlichen Graphischen Sammlung München in einer Ausstellung Reverenz zu erweisen.

Museum: Pinakothek der Moderne

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